Die 10 Psychologischen Effekte, die jeder Marketer kennen sollte
Wer im Marketing tätig ist, sollte seine Zielgruppe gut kennen. In diesem Artikel präsentiere ich dir 10 Schlüsseleffekte, die dir dabei helfen können, deine Kunden besser zu verstehen und effektivere Marketingstrategien zu entwickeln.
von Steffen
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26. May 2023
26.05.2023
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Lesedauer: ca. 13 Minuten
Wir leben und arbeiten in einer Welt, die sich gerade so anfühlt, als würde sie sich immer schneller drehen. Neue Plattformen poppen auf, Technologien entwickeln sich rasant weiter und gefühlt täglich werden uns neue Tools und Formate an die Hand gegeben, mit denen wir unsere Botschaften noch „cooler" und lauter in die Welt herausschreien können.
Und allzu oft höre ich in meinem Marketing-Alltag Sätze wie: „Wir müssen jetzt unbedingt auch TikTok machen, das ist gerade der heiße Scheiß!" - klingt bekannt oder?
Aber so aufregend diese ständigen Veränderungen auch sein mögen, sie bergen auch Gefahren. Die Verlockung ist groß, sich blindlings in den neuesten Trend zu stürzen, doch was nützt dir z.B. die neueste Social Media Plattform, wenn deine Kunden nicht mal ihren Namen kennen? Meiner Meinung nach muss man nicht auf jeden Zug aufspringen, um richtig gutes Marketing zu machen. Viel wichtiger sind die Basics, denn auch wenn sich Plattformen und Formate weiter verändern, werden die Grundlagen auch in 20 Jahren noch gelten.
Und das ist der Punkt, den viele Marketer übersehen. Sie sind oft so beschäftigt mit neuen Features und Plattformen, dass sie die unveränderlichen Prinzipien vernachlässigen, die das Fundament jeder erfolgreichen Marketingstrategie bilden. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Grundlagen sind die psychologischen Effekte, die Marketer mit ihren ganzen Maßnahmen oftmals leider nur unterbewusst nutzen.
Tatsache ist, dass Menschen gerne glauben, dass sie vollkommen rational entscheiden. Am Ende treffen sie aber den Großteil ihrer alltäglichen Entscheidungen doch unterbewusst und aus dem Bauch heraus. Wenn wir also wirklich effektive Marketingentscheidungen treffen möchten, müssen wir wissen, wie unsere Zielgruppe unterbewusst tickt.
Aus diesem Grund möchte ich dir 10 psychologische Effekte vorstellen, die meiner Meinung nach jeder Marketer kennen sollte - egal, ob er gerade erst mit dem Marketing in Berührung kommt oder schon seit Jahren dabei ist. Diese Effekte helfen dir dabei, deine Kunden besser zu verstehen, effektivere Marketingstrategien zu entwickeln und die richtigen Hebel in Bewegung zu setzen.
Social Proof (Sozialer Beweis)
Stell dir vor, du schlenderst durch eine neue Stadt und suchst nach einem Ort zum Essen. Du siehst zwei Restaurants nebeneinander: Das eine ist voll mit Menschen, die zufrieden ihre Mahlzeit genießen, während das andere praktisch leer ist. Wo würdest du eher hineingehen? Genau, in das volle Restaurant. Warum? Weil du dich von einem psychologischen Effekt leiten lässt, der als „Social Proof" bekannt ist.
Unser angeborener Herdentrieb lässt uns nach Hinweisen suchen, die unsere Entscheidungen absichern. Wir sind biologisch darauf programmiert, das Risiko von Fehlentscheidungen zu minimieren und uns deshalb an den Entscheidungen anderer zu orientieren. Dieses Verhalten verschafft uns ein Gefühl von Sicherheit, es erfüllt unser Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Akzeptanz in der Gruppe und sichert gleichzeitig unser Überleben und den Schutz unserer Gene.
Im Marketing nutzen wir dieses Phänomen, um Menschen bei ihrer Kaufentscheidung zu unterstützen. Wir zeigen ihnen, was andere mögen oder gut finden. Testimonials von Personen, denen unsere Zielgruppe vertraut, oder das Hervorheben von positiven Produktbewertungen sind klassische Beispiele für den gezielten Einsatz von Social Proof. Aber auch User-Generated Content (UGC) funktioniert ähnlich, indem er zeigt, dass „normale" Menschen das Produkt gekauft und für gut befunden haben.
Diesen Effekt kann man aber auch durch geschicktes Wording nutzen, indem man Formulierungen wie „Unsere Bestseller" oder „Bekannt aus..." einsetzt, welche suggerieren, dass viele andere oder sogar Experten diesem Produkt positiv gegenüberstehen.
IKEA-Effekt
Wer kennt es nicht: Du kaufst ein Möbelstück bei IKEA und schon nach wenigen Minuten der Montage möchtest du alles frustriert in die Ecke werfen. Doch du hältst durch, studierst die Anleitung, korrigierst Fehler und beginnst im Zweifel sogar von vorne. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, doch wenn das Möbelstück endlich steht, erfüllt dich ein tiefes Gefühl von Stolz und Zufriedenheit. Das geht nicht nur dir so, denn wir alle entwickeln eine größere Wertschätzung für Dinge, wenn wir selber etwas zu ihnen beigetragen haben. Und je höher der eigene Einsatz war, desto höher ist am Ende auch die Wertschätzung.
Das mag absurd klingen, aber es gibt eine psychologische Erklärung dafür: Die Selbstwirksamkeitsüberzeugung. Niemand fühlt sich gerne dumm oder inkompetent. Wir lieben das Gefühl, etwas bewirkt und Herausforderungen problemlos gemeistert zu haben. Dass die selbst erstellten Produkte auch noch besser bewertet werden, wird übrigens durch kognitive Dissonanz bewirkt.
Die Theorie besagt, dass unser Gehirn unterbewusst Einstellungen und Überzeugungen anpasst, um kognitive Konflikte zu bewältigen. Anstatt uns also zu fragen, warum wir diesen Schrank selbst aufbauen müssen, wenn wir ihn doch woanders fertig aufgebaut kaufen könnten, genießt unser Gehirn lieber positive Emotionen. Es trickst sich also ein Stück weit selbst aus. Um den Konflikt zu beseitigen und die Anstrengung und Arbeit zu kompensieren, bewertet es die Situation einfach positiv und schüttet sogar Glückshormone aus.
In der Marketingwelt können wir diesen Effekt geschickt nutzen. Produkt Konfiguratoren oder die Einbeziehung der Kunden in der Produktentwicklung sind nur zwei Beispiele. Wenn Kunden selbst bei der Entstehung des Produktes mitwirken, investieren sie in das Produkt und fühlen sich mehr damit verbunden, was gleichzeitig auch ihre Bindung zur Marke stärkt. Wichtig ist jedoch, dass der erforderliche Einsatz nicht zu groß ist, sonst könnte die Demotivation überwiegen.
Carpenter-Effekt
Erinnerst du dich an deine Kindheit? Hast du immer das getan, was dir gesagt wurde? Vermutlich lautet die Antwort: Nein. Als Kinder lernen wir nicht unbedingt durch Anweisungen, sondern durch das, was uns vorgelebt wird. Das bringt uns zum Carpenter-Effekt: Wir Menschen sind eher dazu geneigt, eine Handlung auszuführen, wenn sie uns vorgezeigt wird oder wir daran denken.
Dieser Effekt ist ein entscheidender Sozialisierungsmechanismus. Wir spiegeln automatisch die Bewegungen oder Emotionen unseres Gegenübers. Verantwortlich dafür sind die sogenannten Spiegelneuronen in unserem Gehirn, die bei der Ausführung oder Beobachtung von Bewegungen oder Emotionen aktiviert werden.
Im Marketing können wir diesen Effekt nutzen, indem wir versuchen das Kopfkino bei der Zielgruppe einzuschalten und ihnen quasi vor Augen führen, was sie tun sollen. Ein sehr bekanntes Beispiel hierfür sind Unboxing-Videos. Der Moment des Auspackens zeigt den Zuschauern ganz genau, wie es sich anfühlt, das Produkt später selbst in den Händen zu halten. Dank des Carpenter-Effekts entsteht unterbewusst das Verlangen, diese Situation nachzustellen.
Der gleiche Effekt kann auch mit User-Generated Content und Influencer-Marketing erreicht werden. Aber auch beim Wording von Call-To-Actions (CTAs) kann der Carpenter-Effekt genutzt werden. Studien haben gezeigt, dass allein die Erwähnung von Körperteilen diesen Effekt hervorrufen kann. Sätze wie „Mach den ersten Schritt" oder „Nimm deine Zukunft selbst in die Hand" motivieren eher zur Conversion. Es lohnt sich also auf jeden Fall auch mal andere CTAs für dein Marketing-Ziel zu testen.
Mental Accounting (Mentale Buchhaltung)
Stell dir vor, du stehst in einer Tankstelle und überlegst, ob du 5 € für eine Cola ausgeben sollst. Du entscheidest dich dagegen, da es dir zu teuer erscheint. Aber im Restaurant bist du bereit, für das gleiche Getränk den gleichen Preis oder sogar noch mehr zu bezahlen. Warum ist das so? Weil du laut dem Mental-Accounting-Effekt Geld und andere Ressourcen auf verschiedene „mentale Konten" aufteilst.
Unser Gehirn ist darauf trainiert, effizient zu haushalten. Das betrifft nicht nur Geld, sondern auch andere Ressourcen wie z.B. Zeit. Es könnte also sein, dass du für angenehme Dinge wie Hobbys andere Budgets einplanst als für weniger angenehme Aufgaben wie die Steuererklärung.
Diesen Effekt kannst du auch in deinem Marketing nutzen. Lebensmittelhersteller beispielsweise schaffen zum Teil mehrere Marken mit unterschiedlichen Preisniveaus, um so Zielgruppen mit unterschiedlichen Budgets auf den jeweiligen mentalen Konten anzusprechen.
Du kannst aber auch mit deinen Werbemitteln unterschiedliche mentale Konten ansprechen. So könntest du mit dem richtigen Creative und Wording das „Geschenk-Konto" oder das „Körperpflege-Konto" anvisieren, wenn es beispielsweise um schöne Seife geht. Auf diese Weise kannst du den Kunden quasi selbst entscheiden lassen, auf welches Budget er zurückgreifen möchte, und dennoch das gleiche Produkt verkaufen.
Endowment-Effect (Besitztums Effekt)
Stell dir vor, du gehst durch ein Geschäft und entdeckst ein schickes T-Shirt, das dir wirklich gut gefällt. Du schaust auf das Preisschild und siehst, dass es 30 € kostet. Du überlegst, ob es wirklich das Geld wert ist. Aber angenommen, du hättest dieses T-Shirt schon gekauft und liebgewonnen. Es ist vielleicht sogar mittlerweile dein Lieblingsshirt. Wenn dich nun jemand fragen würde, ob er*sie es für 30€ von dir abkaufen kann, würdest du es verkaufen? Wahrscheinlich nicht. Du würdest wohl eher einen Preis von 40€ oder mehr verlangen. Warum? Weil das T-Shirt in deinem Besitz plötzlich mehr wert zu sein scheint. Das ist der Endowment-Effect.
Dieser Effekt ist nicht nur bei Menschen zu beobachten, sondern auch bei Tieren. In einem Experiment wurde Schimpansen entweder Erdnussbutter oder Saft gegeben. Diejenigen, die zuerst Erdnussbutter erhielten, lehnten es zu 80% ab, diese gegen Saft einzutauschen. Wenn sie aber zuerst Saft erhielten, wollten sie diesen ebenfalls nicht gegen Erdnussbutter eintauschen.
Der Endowment-Effect spielt dementsprechend logischerweise eine wichtige Rolle im Marketing. Wenn Kunden das Gefühl haben, dass ein Produkt ihnen bereits „gehört", legen sie ihm mehr Wert bei und sind eher bereit dafür zu zahlen. Das kann zum Beispiel genutzt werden, indem kostenlose Proben angeboten werden oder indem Kunden dazu ermutigt werden, das Produkt in die Hand zu nehmen und sich vorzustellen, wie es wäre, es zu besitzen.
Der Endowment-Effect kann aber auch nach hinten losgehen. Wenn Kunden das Gefühl haben, dass sie durch einen Kauf etwas verlieren könnten, z.B. Geld oder die Möglichkeit, ein anderes Produkt zu kaufen, könnten sie zögern. Daher ist es wichtig, den Endowment-Effect mit Bedacht und in Kombination mit anderen Marketingstrategien zu nutzen.
Anker-Effekt
Dieser Effekt ist mein absoluter Liebling. Er ist stumpf, allgegenwärtig und niemand ist vor ihm sicher! Auch hierfür gibt es unzählige Beispiele, aber stell dir doch einfach mal folgendes vor:
Du gehst in einen Laden und siehst diesen einen Hoodie, der dir aus irgendeinem Grund extrem gut gefällt. Der Preis dieses Hoodies beträgt 250 €. Wow, ist das teuer und auch sonst ist in diesem Laden irgendwie alles Wucher. Du siehst dich trotzdem weiter um und siehst ein ganz ähnliches Exemplar. Dieser gefällt dir auch richtig gut. Du schaust wieder auf den Preis und liest 150 €. Plötzlich scheint dieser Hoodie wie ein echtes Schnäppchen, obwohl es immer noch ziemlich teuer ist. Warum denkst du so? Ganz einfach! Du wurdest Opfer des Anker Effekts.
Der Anker-Effekt ist ein kognitiver Bias, der unser Entscheidungsverhalten beeinflusst. Dabei hängt unsere Wahrnehmung und Bewertung von Informationen stark von der ersten Information ab, die wir erhalten - dieser ersten Information, oder dem sogenannten „Anker", messen wir überproportional viel Bedeutung bei.
Im obigen Beispiel ist der Preis des ersten Hoodies der Anker. Obwohl 150 € extrem viel für ein Hoodie ist, wirkt der Preis des zweiten Hoodies im Vergleich supergünstig. Das liegt daran, dass unser Gehirn den ersten Preis als Referenzpunkt nimmt und alle folgenden Preise relativ dazu bewertet.
Dieser Effekt ist im Marketing sehr wirkungsvoll. Ein Beispiel, das jeder kennt, ist der sogenannte Streichpreis. Hier wird der alte Preis meistens direkt neben dem neuen Preis platziert, um diesen attraktiver wirken zu lassen.
Darüber hinaus wird der Anker-Effekt auch in Verhandlungen genutzt. Studien haben gezeigt, dass der Ausgangspunkt einer Verhandlung einen großen Einfluss auf das Endergebnis hat. Der erste vorgeschlagene Preis, Wert oder das zu verhandelnde Gehalt fungiert als Anker und beeinflusst die folgenden Entscheidungen und Bewertungen.
Um den Anker-Effekt effektiv zu nutzen, solltest du kreative Wege finden, um die Aufmerksamkeit der potenziellen Käufer zu gewinnen und sie in Richtung deiner Produkte oder Dienstleistungen zu lenken. Techniken wie die Präsentation der teuersten Option zuerst, das Anbieten von Produkt- oder Dienstleistungspaketen zu verschiedenen Preisen und die Verwendung überzeugender Sprache können wirksame Möglichkeiten sein, diesen Effekt zu nutzen und die Umsätze zu steigern.
"Scarcity-Effekt" by zickert media
Scarcity-Effect (Knappheitseffekt)
Erinnerst du dich an einen dieser Momente, in dem du die ultra-limitierten Sneaker beim Sneaker Dealer deines Vertrauens entdeckt hast und sie bereits ausverkauft waren? Fühlte sich an wie ein Schlag in die Magengrube, nicht wahr? Genau das nennt man den „Scarcity-Effect" - wenn etwas knapp ist, wollen wir es umso mehr.
Supreme zum Beispiel hat den Scarcity-Effect perfektioniert. Die Marke bringt regelmäßig limitierte Kollektionen auf den Markt, die oft in Sekunden ausverkauft sind. Der exklusive Charakter und die begrenzte Verfügbarkeit der Produkte erzeugen ein Gefühl der Dringlichkeit und Exklusivität bei den Kunden.
Dieser Mangel macht die Supreme-Artikel nicht nur begehrenswerter, sondern erhöht auch ihren wahrgenommenen Wert. Das Gefühl, eines der begehrten Stücke ergattert zu haben, steigert die Zufriedenheit und kann sogar Glückshormone ausschütten.
Doch Vorsicht ist geboten bei der Nutzung vom Scarcity-Effect: Irreführende oder übertriebene Aussagen können das Vertrauen der Kunden untergraben und langfristige negative Auswirkungen haben. Es ist daher wichtig, ehrlich über die Verfügbarkeit und Exklusivität eines Produkts zu kommunizieren.
Supreme zeigt, wie effektiv der Scarcity-Effect genutzt werden kann, um das Kaufverhalten zu steuern und den Verkaufserfolg zu steigern. Mit der richtigen Strategie und ethischer Kommunikation kann der Scarcity-Effect ein mächtiges Werkzeug in der Marketing Toolbox sein.
"Reciprocity-Effekt" by zickert media
Reciprocity-Effect (Reziprozitätseffekt)
Wir alle kennen es: Man erhält ein unerwartetes Geschenk und spürt sofort das Bedürfnis, dem Schenkenden ebenfalls etwas zu geben. Diese Tendenz ist kein Zufall, sondern ein universelles Phänomen, bekannt als der Reciprocity-Effect oder Reziprozitätseffekt.
Dieser Effekt beruht auf der menschlichen Neigung, Freundlichkeit und Großzügigkeit zu erwidern. Wenn wir etwas erhalten, fühlen wir uns verpflichtet, im Gegenzug etwas zurückzugeben. Dieser Impuls ist tief in unserer Psyche verwurzelt und spielt eine wichtige Rolle in sozialen Interaktionen und Gemeinschaften.
Im Marketing ist der Reciprocity-Effect ein effektives Instrument, um Vertrauen aufzubauen und Kundenbindung zu fördern. Unternehmen nutzen diesen Effekt, im Zweifel auch nur unterbewusst, indem sie ihren Kunden kostenlose Proben, Ratgeber, Webinare oder andere wertvolle Inhalte „schenken". Durch das Angebot dieser „Goodies" schaffen sie ein Gefühl der Dankbarkeit und der Verpflichtung bei den Kunden.
Ein ganz bekanntes Beispiel ist das Prinzip von „Promise less, deliver more!", der häufig im Versandhandel anzutreffen ist. Hier werden der eigentlichen Bestellung nicht selten kleine Geschenke beigelegt. Kunden fühlen sich dadurch wertgeschätzt und tendieren dazu, beim nächsten Mal wieder bei diesem Händler einzukaufen, auch wenn es vielleicht nur Sticker waren. Sie fühlen sich unabhängig vom tatsächlichen Wert der Aufmerksamkeit verpflichtet, die erhaltene Freundlichkeit auf irgendeine Weise zu erwidern.
Wichtig ist jedoch, dass die Anwendung vom Reciprocity-Effect authentisch und nicht manipulativ wirkt. Kunden können erkennen, wenn ein „Geschenk" nur ein Versuch ist, sie zum Kauf zu bewegen, und können dies negativ auffassen.
Exposure-Effect (Expositionseffekt)
Kennst du das, wenn du einen neuen Song aus deinem Release Radar hörst und denkst: „Naja, nicht mein Ding." Doch dann spielst du ihn ein paar Mal ab und plötzlich hast du einen Ohrwurm und kannst nicht mehr aufhören, ihn zu hören? Das ist der sogenannte Exposure-Effect - je öfter wir etwas erleben, desto mehr mögen wir es.
Der Exposure-Effect besagt, dass wir tendenziell eine Vorliebe für Dinge entwickeln, denen wir wiederholt ausgesetzt sind. Dies liegt daran, dass Wiederholung uns mit der Sache vertraut macht und wir Menschen lieben Dinge, die wir schon kennen. Es ist ein einfacher und doch mächtiger Mechanismus, der häufig erklären kann, warum wir bestimmte Dinge anderen vorziehen.
Im Marketing wird der Exposure-Effect oft genutzt, um Bekanntheit und Vorlieben für Marken, Produkte oder Botschaften zu erzeugen. Werbeanzeigen, Logos und Slogans werden wiederholt präsentiert, um sie in das Gedächtnis der Konsumenten fast schon reinzuprügeln. Durch diese wiederholte Exposition gegenüber der Marke wird eine positive Assoziation aufgebaut und das Vertrauen in die Marke gestärkt.
Ein klassisches Beispiel dafür ist die Wiederholung von Jingles oder Werbeslogans in der Radio- oder Fernsehwerbung. Durch die ständige Wiederholung werden diese Elemente den Konsumenten vertraut und schaffen eine positive Assoziation mit der Marke. Testen wir es doch einfach mal hiermit: „Das gibts doch gar nicht! Doch, bei ...." Siehst du?
Es ist wichtig, den Exposure-Effect mit Bedacht zu nutzen. Eine zu häufige Wiederholung kann zu Ermüdung und Abschaltung führen, was das Gegenteil des gewünschten Effekts bewirken kann. Es kann sogar in eine tiefe Abneigung übergehen. Wir alle können hierfür bestimmt einige Marken aufzählen, die es einfach übertrieben haben.
"Multisensorik" by zickert media
Multisensorik
Denke jetzt einmal an das Gefühl, wenn du in ein warmes, frisch gebackenes Stück Pizza von deinem Lieblingsitaliener beißt. Du siehst dieses perfekt anmutende Kunstwerk auf deinem Teller. Du greifst nach dem ersten Stück und beobachtest, wie der Käse kleine dünne Fäden zieht. Du fühlst den knackigen Rand zwischen deinen Fingern, riechst den verführerischen Duft vom knusprigen Teig, der aromatischen Tomaten-Sauce und dem geschmolzenen Käse. Du beißt hinein und beginnst zu kauen. Du schmeckst wie sich die einzelnen Zutaten deiner Lieblingspizza langsam zu einem Gesamtkunstwerk in deinem Mund vermischen und bekommst das Bedürfnis zufrieden zu lächeln. Na, Lust auf Pizza bekommen? All diese Sinne, die wir in diesem Beispiel angesprochen haben, wenn auch nur gedanklich, schaffen zusammen eine Erlebniswelt, die weit mehr als die Summe ihrer Teile ist. Man nennt dieses natürliche Zusammenspiel in der Welt des Marketings „Multisensorik".
Untersuchungen haben gezeigt, dass Werbung und Produkte, die mehrere Sinne gleichzeitig ansprechen, oft effektiver sind als solche, die sich nur auf einen Sinn konzentrieren. Zum Beispiel kann ein Produkt, das gut aussieht, gut riecht und gut schmeckt, eine stärkere positive Reaktion hervorrufen als ein Produkt, das nur einen dieser Aspekte erfüllt.
Ein klassisches Beispiel für den Einsatz von Multisensorik im Marketing ist die Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Denke doch einfach mal an die letzte Bierwerbung, die du gesehen hast. Es wird nicht nur das Aussehen des Bieres gezeigt, sondern auch das zischende oder ploppende Geräusch, welches beim Öffnen der Flasche entsteht. Das Gefühl der kalten, leicht feuchten Flasche und die mit dem Genuss dieses Bieres als positiv assoziierte Situation wird visualisiert und auch das Aroma wird beschrieben. All diese Elemente arbeiten zusammen, um ein intensives und verlockendes Bild des Produkts zu erzeugen und dich gedanklich genau in diese Situation zu versetzen.
Die Multisensorik ist also ein mächtiges Werkzeug im Marketing und du hast sicherlich auch bemerkt, dass dieser Effekt extrem mit dem Endowment-Effekt zusammenarbeitet. Mithilfe der gezielten Ansprache mehrerer Sinne, ist es Marken möglich, noch intensivere und nachhaltigere Verbindungen mit ihren Kunden herzustellen und so die Marketingziele effektiver zu erreichen.
Wie sich herausstellt, ist das menschliche Verhalten wirklich faszinierend, nicht wahr? All diese psychologischen Phänomene, die ich dir in diesem Beitrag vorgestellt habe, sind Dinge, die du wahrscheinlich intuitiv schon vorher verstanden hast, auch wenn du vielleicht noch nie so genau über sie nachgedacht hast. Es sind nicht alle Effekte, die bereits erforscht wurden, aber es sind aus meiner Sicht die wichtigsten und auch irgendwie meine Lieblinge.
Jetzt, da du diese Konzepte und ihre Auswirkungen auf das Kaufverhalten noch besser kennst, kannst du sie in deinen eigenen Marketingbemühungen ganz bewusst einsetzen. Versuche doch gleich bei deiner nächsten Kampagne, einen dieser Effekte im Konzept einzubauen.
Wichtig ist mir aber noch zu sagen, dass du diese Techniken verantwortungsbewusst einsetzen solltest. Es ist entscheidend, dass die Verwendung dieser Prinzipien immer im besten Interesse deiner Kunden ist. Es ist wichtig, transparent und ehrlich zu sein und sicherzustellen, dass du den Bedürfnissen deiner Kunden gerecht wirst. In Kurz: „Bitte verarsche deine Kunden einfach nicht!"
Damit bin ich auch raus, denn da wartet eine leckere Pizza auf mich! Ich hoffe dir hat dieser kurze Einblick in die Welt der Konsumentenpsychologie gefallen und vielleicht hilft er dir ja dabei, noch effektivere und bedeutungsvollere Beziehungen zu deinen Kunden aufzubauen und zukünftig einfach smartere Marketing-Entscheidungen zu treffen.
Cheers,
Steffen ✌️
Ein dickes Dankeschön für die freundliche Unterstützung geht raus an Simeon von zickert media!